Versuchung „leichter Kredit“!

Finanzierungen zu erhalten ist zunehmend keine leichte Sache! Wer Geld will, muss über eine gute Bonität verfügen, sein Projekt ausreichend ausarbeiten und dokumentieren und oft genug beträchtliche Eigenmittel beibringen. Wie verlockend mögen da, „einfache Kredite“ erscheinen, bei welchen die Anforderungen viel weniger streng sind? In unserem Fallportfolio und in den Anfragen haben wir jede Menge Beispiele dazu. Hier eines Ein Schweizer Geschäftsmann suchte eine Finanzierung zur Erweiterung von Produktionsanlagen in Lateinamerika (Früchteverarbeitung). Er antwortet auf Werbung eines türkischen Unternehmens. Er erhielt eine Kreditzusage über 10 Mio. EUR zu einem Zins zu 2 %. Laufzeit 15 Jahre. Honorar 2%, zahlbar nach Auszahlung des Kredits. Eigenkapital 0.5%. Als Sicherheit soll der Darlehensnehmer ferner einen Wechsel über den Gesamtkredit und den jährlichen Zinsbetrag ausstellen.

Klingt gut, oder? Zu gut natürlich. Der kundige Leser wird die Unseriosität dieser Offerte längst erkannt haben. Er wird auch wissen, wie die Story ausgegangen ist. Genau, der Kunde bezahlte die EUR 50'000.— „Eigenkapital“, reiste zur Abwicklung sogar nach Istanbul und stellte die gewünschten Wechsel aus. Nachher hörte er nichts mehr und die Firma „verschwand“.

Solche „upfront fee“- Betrügereien geschehen tagtäglich mit kleinen und mit rieseigen Summen. Gerade bearbeiten wir einen Fall, in dem die Vorauszahlung rund EUR 600'000.— betrug. Das Muster ist immer dasselbe: Die Kreditgewährung wird als leicht und attraktiv dargestellt, die Bonitäts- und Projektprüfung als einfach. Dies macht die Kreditnachfrager leichtfertig. Die Vorkosten erscheinen verhältnismässig gering. Zu einer Kreditauszahlung kommt es nie.

Neben Banken gibt es auch seriöse private und gewerbliche Finanzierer. Diese müssen jedoch von den betrügerischen unterschieden werden. Folgend Merkmalen deuten auf ein unseriöses Angebot:

  • Unrealistische Konditionen: 2 % Zins ist auch in einer Tiefzins-Phase unmöglich. Ein seriöser Finanzierer muss einen Risikozuschlag und eine Marge haben.
  • Es besteht kein vertieftes Interesse am Projekt und dessen Prüfung, höchstens ein vorgeschobenes
  • Die Bonitätsprüfung wird mehr inszeniert als wirklich durchgeführt.
  • Es wird kein oder kein nennenswertes Eigenkapital verlangt. Auch Assets wie Grundstücke, Patente usw. werden nicht verlangt oder überprüft.
  • Es werden diverse Besicherungsmöglichkeiten angeboten, darunter realistische (Pfandbrief auf Immobilie), einfach erscheindende (Wechsel) und verlockend-gefährlich („zusätzlich 1 % Eigenkapital“.
  • Die Verträge sind manchmal fehlerhaft, manchmal erscheinen sie aber auch professionell, seriösen Kreditverträge allerdings eher „nachempfunden“; im Detail findet man immer Fehler oder Inkompatibilitäten.
  • Die Firmen sind neu und haben keinen „track record“, meist in offshore Staaten oder Ländern, in denen der rechtliche Zugriff aus rechtlichen und / oder sprachlichen / mentalitätsmässigen Gründen erschwert ist (Türkei, Taiwan, Delaware usw.). Die Abwicklung geschieht oft nur via Internet ohne persönlichen Kontakt.
  • Die Vorkosten werden als klein dargestellt und nicht genau begründet. Seriöse Anbieter verlangen auch Vorkosten, welche jedoch begründet und belegt werden (Dossierbearbeitung, Anwaltskosten usw.)

Sollten Sie sich über die Seriosität eines Angebots informieren wollen, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Sollten Sie Opfer eines „upfront fee“- Betrugs geworden sein, so prüfen wir Ihren Fall gern unverbindlich. Oft kann man noch Geld zurückholen. Bedingung ist allerdings, dass man rasch und entschlossen handelt.